Die SG Hammelbach/Scharbach freut sich auf die A-Liga, muss dort aber noch einmal einen Schritt nach vorn tun. Florian Rixecker und Mark Klimkeit kommen neu dazu. Wir stellen den Aufsteiger vor und verraten, wo die bequemste Couch steht.

Hammelbach/Scharbach. Die verschworene Gemeinschaft ist das Erfolgsrezept der SG Hammelbach/Scharbach. Die Mannschaft, die jetzt aus der Fußball-Kreisliga B in die A-Klasse aufstieg, ist in großen Teilen dieselbe, die vor ein paar Jahren bereits den Sprung aus der C- in die B-Liga schaffte. Damals wie heute Trainer: Oliver Zeug. Der schlug für die kommende Saison sogar ein Angebot der SG Eintracht Wald-Michelbach II aus, um weiter mit seinen Jungs zu arbeiten.
„Alle haben richtig durchgezogen“, ist der Coach stolz auf das Erreichte. Das Team entwickelte sich wieder einen Schritt weiter gegenüber der Vorsaison. Ohne Neuzugang startete die SG in die jetzt zu Ende gegangene Runde. „Wir haben mit denen gearbeitet, die da sind“, erklärt er. Somit trug auch jeder zum großen Erfolg bei. Wochenlang lieferte sich die SG mit dem SV Affolterbach ein Duell um die Meisterschaft. Dass letztlich der Nachbar die Nase vorn hatte, lag nur am besseren Torverhältnis. Keine Mannschaft leistete sich auf den letzten Metern einen Punktverlust, sodass die beiden am Schluss punktgleich mit weitem Abstand vor dem Dritten FSV Zotzenbach abschlossen.

Dass es diese Saison mit dem Aufstieg passte, hat für den Trainer mehrere Ursachen. Die Achse vom Torwart über Innenverteidigung und Zentrum bis in den Sturm stimmte, erläutert er. Über außen war mit Steffen Impe ein sehr starker Mann aktiv, greift er einen unter vielen heraus, die sich in jedem Spiel voll reinhängten. Alle zusammen stehen für die große Entwicklung in den vergangenen Jahren. Das Pressing gegen den Ball und das Arbeiten nach einem Ballverlust sind für Zeug sehr wichtig. In der Runde war die Elf defensiv gut aufgestellt und auch nach vorn immer gefährlich. Das zeigte sich auch an der Bilanz, die exakt gleich ist wie die von Affolterbach: 20 Siege, fünf Unentschieden und nur eine Niederlage in der ganzen Runde.
„Eine Riesenherausforderung“
Zeug hofft, „dass es in der A-Liga noch mal einen Schritt nach vorn gibt“. In der A-Klasse mit einigen Derbys etwa gegen Aschbach, Trösel und Ober-Abtsteinach wird es für die Jungs „eine Riesenherausforderung“, weiß er. Es wird auf die gute Vorbereitung und auch den Start ankommen, um dort bestehen zu können. Nicht nur deshalb bedauert der Trainer auch sehr den Weggang seines „Co“ Fabian Wiegand. „Der hat eine ganz tolle Arbeit geleistet“, hebt er hervor. Da Wiegand aber in Langen wohnt und drei Mal in der Woche nach Hammelbach fuhr, kann er den Schritt, die Fußballschuhe an den Nagel zu hängen, verstehen. Zwei andere Weggänge tun ebenfalls weh: Kevin Fix und Leon Marschner gehen nach Reichelsheim. Mit Florian Rixecker vom FC Ober-Abtsteinach gibt es bereits einen festen Neuzugang, der Erfahrung aus der Kreisoberliga mitbringt. Mit einem anderen ist Zeug schon im Gespräch. Aus der A-Jugend kommt Eigengewächs Mark Klimkeit hoch, der bisher als Außenverteidiger spielte.
Ansonsten gilt: „Wir müssen immer Augen und Ohren offenhalten.“ Die SGH wirbt mit Kameradschaft und gutem Fußball. „Man erlebt etwas in Hammelbach“, betont Zeug. Die Mannschaft hat einen guten und breiten Kader. Allerdings wird es trotzdem eng, wenn Leistungsträger ausfallen. „Manche sind schwer zu ersetzen.“ In der vergangenen Runde wurden immer gute Lösungen gefunden. „Das funktioniert aber nur, wenn sich alle richtig einbringen“, sagt er. Viele Eigengewächse sind beim Aufsteiger aktiv.
Treue zum Verein
Außerdem spielt die Freundschaft untereinander eine große Rolle, erklärt Zeug. „Die wollen zusammen kicken.“ Mit Hingabe und Leidenschaft trugen alle ihren Teil zu einer erfolgreichen Runde bei – allen Widrigkeiten zum Trotz. Für Zeug zeugt das von einem „wahnsinnig starken Charakter“ des Teams. Dass fast alle im Boot bleiben, war für ihn mit ein ausschlaggebendes Kriterium, weiterzumachen.
„Ich will mit den Jungs weiter arbeiten.“ Die halten ihrem Verein die Treue, auch wenn manche von ihnen stark von anderen Teams umworben wurden. Die Arbeit bei der SG ist für Oliver Zeug etwas Besonderes. Denn der ganze Verein zieht mit und unterstützt. Als einen von vielen nennt er stellvertretend den sportlichen Leiter Jannik Prikel; „Ein ganz wichtiger Mann“. Sowieso sind die richtigen Leute an der richtigen Stelle. Dazu kommt der Vorstand, der dem Team immer den Rücken freihält.
Der Aufsteiger im Porträt
Die SG Hammelbach/Scharbach beschreibt ihre erfolgreiche Mannschaft folgendermaßen:
Kim Wolf (Torwart, Anlagenmechaniker, 34 Jahre): Einer der besten Torhüter der Liga, stark auf der Linie und im Eins gegen Eins. Strahlt jederzeit Ruhe und Sicherheit aus, Freund der klaren Worte, führt so die Mannschaft von ganz hinten mit an. Schwäche: Hat immer den einen oder anderen Spruch für den gegnerischen Stürmer parat.
Kevin Fix (Torwart, Zollbeamter, 22): Kam überwiegend in der zweiten Mannschaft zum Einsatz, absoluter Teamplayer, der leider Verletzungspech (Finger) hatte und dennoch eine gute Entwicklung genommen hat, Jugendtrainer. Schwäche: teilweise zu wenig Selbstvertrauen.
Lars Oberle (Torwart, Architekt, 29): Eigentlich in Fußballrente (leider), wenn nötig und möglich jederzeit für die Mannschaft da. Schwäche: zu bequeme Couch zu Hause.
Sandro Eisenhauer (Außenverteidiger, Anwendungsentwickler, 26): „Eise“ steckt niemals auf und hat ein gutes Zweikampfverhalten, kam aufgrund mehrerer Verletzungen nur auf neun Einsätze. Schwäche: Verletzt sich in Zweikämpfen gerne selbst.
Lars Winkler (Außenverteidiger, Polizist, 30): Flexibel einsetzbarer beidfüßiger Allrounder, hat sich nach vielen verschiedenen Positionen diese Saison als Linksverteidiger festgespielt. Schwäche: schwankende Trainingsleistungen.
Luca Fiederlein (Außenverteidiger/zentrales Mittelfeld, Bürokaufmann/Reiseleiter, 29): Kapitän, in der Winterpause zum Außenverteidiger umfunktioniert, schafft dort mit seiner Willensstärke, herausragenden Technik und Spielintelligenz völlig neue Möglichkeiten für die Mannschaft. Enorme Fitness (montags regelmäßig mit 14-Kilometer-Läufen). Schwäche: Vergisst beim Feiern, dass er nicht mehr 20 ist.
Tom Hering (Außenverteidiger, Compliance Manager, 28): Seit zwei Jahren vom Verletzungspech verfolgt, absolut solider Verteidiger, stellt sich immer in den Dienst der Mannschaft und man weiß immer, was man bekommt. Schwäche: Feiert zu gerne Partys in seinem Haus.
Finn Fiederlein (Innenverteidiger, Betriebswirt, 32): Nach seiner zweijährigen Weltreise innerhalb kürzester Zeit wieder der Alte, organisiert und führt nicht nur die Abwehr, sondern alle zehn Mitspieler. Dazu kopfballstark, zweikampfstark und mit überragender Spieleröffnung. Diese Saison hat er auch noch seine Torjägerqualitäten entdeckt, Jugendtrainer. Schwäche: Verhebt sich andauernd und hat dann unteren Rücken.
Andre Fischer (Innenverteidiger, Lagerist, 25): Nach mehrjähriger Fußballpause erhob er sich innerhalb von eineinhalb Jahren wie ein Phönix aus der Asche, überragende Entwicklung, Kampfschwein, extrem zweikampfstark mit Fuß und Kopf, schont sich dabei nie selbst. Schwäche: Festmahle während der trainingsfreien Zeit.
Fabian Wiegand (Innenverteidiger, Lehrer, 34): „Aba“ ist Co-Trainer, wichtiges Bindeglied von der Mannschaft zu Trainer und Verein. Hatte zum Leidwesen seiner Frau für den Aufstieg das Karriereende von letztem auf diesen Sommer verschoben. Schrubbt drei Mal pro Woche Kilometer von Langen nach Hammelbach. Wird in seiner einzigartigen Art niemals zu ersetzen sein. Schwäche: Redet zu viel, Lehrer halt.
Denni Glesmann (zentrales Mittelfeld, Steuerberater, 33): Sicherlich einer der besten „Sechser“ der Liga, Taktgeber, hohe Spielintelligenz, findet immer die Balance zwischen Defensive und Offensive. Spielte in der Rückrunde lange trotz Verletzung, fiel dann am Ende leider ganz aus. Schwäche: Trainiert zusätzlich zum Training zu viel.
Jan Impe (zentrales Mittelfeld, Student mit kaufmännischer Nebentätigkeit, 24): Dauerbrenner, Staubsauger vor der Abwehr, Robustheit gepaart mit feiner Klinge. Stellt sich immer in den Dienst der Mannschaft und nimmt mehr und mehr eine Führungsrolle ein, macht sich mit seinen Fähigkeiten unverzichtbar für die Mannschaft. Schwäche: Muss immer 100 Prozent geben, auch in jedem Training.
Lucas Trautmann (zentrales Mittelfeld, Student, 23): „Luci“ besticht durch überragende Technik und einen unglaublichen Willen, seine Standards sind eine Waffe. Hat sich, auch menschlich, in den letzten Jahren großartig entwickelt und eine Führungsrolle eingenommen. Ist oft nur durch Fouls zu stoppen und muss daher viel einstecken. Topscorer. Schwäche: Will manchmal zu viel mit der Brechstange.
Finn Unger (zentrales Mittelfeld, Fliesenleger, 21): Riesiges Talent mit vielen Attributen, offensiv wie defensiv. Mit mehr Trainingsfleiß und wenn er die Balance zwischen Offensivwucht und defensiver Absicherung findet, wird er Spiele entscheiden. Schwäche: Zerstreut und chaotisch. Wandelt zwischen Genie und Wahnsinn.
Lucas Bergmann (Außenstürmer, Softwareentwickler, 28): „Bergi“ ist einer der schnellsten Spieler der Liga. Absolute Waffe, um hochstehende Gegner zu überspielen. Erlebte eine persönliche Seuchensaison und kam durch mehrere Verletzungen die ganze Saison nur schwer in Tritt. Schwäche: Manchmal sind die Beine schneller als der Kopf und der Ball.
Nicolas Emig (Außenstürmer, IT-Security-Experte, 27): „Emiger“ ist Allrounder, laufstark und hat ein gutes Kopfballspiel. Nimmt seit Jahren eine großartige Entwicklung und wird für die Mannschaft immer wichtiger. Schwäche: „Urlaubsweltmeister“ während der laufenden Saison.
Steffen Impe (Außenstürmer, Kfz-Mechatroniker, 27): Vize-Kapitän, Mentalitätsspieler mit hohem Tempo, starkem Dribbling und großer Wucht. Machte etliche wichtige Siegtore zum richtigen Zeitpunkt und ebnete damit auch den Weg zum Aufstieg. Im Duden steht er als Beispiel für „Vereinsliebe“. Schwäche: Ist selbst sein größter Kritiker.
Leon Marschner (Außenstürmer, Finanzbeamter, 24): Technisch stark und gute Seitenverlagerungen, sehr trainingsfleißig, mit vollem Einsatz dabei und hat damit zum Aufstieg beigetragen. Schwäche: Macht sich teilweise selbst das Leben schwer, da er seine starken Fähigkeiten zu selten nutzt.
Jan Bauer (Mittelstürmer, Industriemeister, 37): „Oldie“ im Team, der mit herausragender Trefferquote besticht und auch neben dem Platz für das Team enorm wichtig ist. Abschlussstark, auch mit dem Kopf, klassischer Neuner. Schwäche: Trotz seiner Erfahrung teilweise unclever und übermotiviert, unnötige Rotsperre und Verletzungen sind die Folge.
Naoufal Hadri (Mittelstürmer, Pfleger, 25): Kam zur Winterpause direkt aus Marokko. Unfassbar wissbegierig, technisch versiert und schnell. Musste nach der Verletzung von Bauer direkt in die Bresche springen und zeigte immer vollen Einsatz. In Testspielen sehr treffsicher. Schwäche: Fehlt noch die Kaltschnäuzigkeit vorm Tor.
Florian Reinhard (Mittelstürmer, Elektriker, 32): „DJ“, „Much“ – war lange verschollen, im Laufe der Rückrunde dann wieder auf einem sehr guten Weg und immer im Dunstkreis der ersten Mannschaft. Sehr guter Standardschütze. Musste durch die Verletzung von Wolf sogar kurzfristig ins Tor und machte seine Sache gut. Schwäche: Heute hier, morgen dort, übermorgen vielleicht fort.
Luca Quick (Innenverteidiger, Baukaufmann mit BWL-Bachelor, 25) und Nico Freudl (zentrales Mittelfeld, Marketing Manager, 28) bildeten als Trainer der zweiten Mannschaft das Bindeglied zwischen beiden Mannschaften. Standen im Fall der Fälle immer für die erste Mannschaft bereit, ebenso wie Nils Rudolph (Allrounder, Groß- und Außenhandelskaufmann, 26). Charakterlich und menschlich sind alle drei unheimlich wertvoll, sie leben den Verein.
Oliver Zeug (Cheftrainer, Gemeinde-Angestellter, 53): Vater des Erfolges. Führte erst die Vierer-Kette ein und dann die Mannschaft von der C- bis in die A-Liga. Unbeschreiblich, was für eine Entwicklung sie in den bisherigen sechs Jahren unter seiner Leitung genommen hat und weiterhin nimmt. Nicht nur ein überragender Trainer, sondern auch ein fantastischer Mensch, der mittlerweile zur SG gehört wie Hammelbach und Scharbach. Zeigt immer vollen Einsatz und steht jederzeit für all seine Spieler ein. Schwäche: Kann es nicht lassen, im Training selbst am Ball zu sein, trotz Schmerzen/Verletzung.
Jannik Prikel (Sportlicher Leiter, Industriekaufmann, 24): Der Mann für alles und gute Seele des Vereins. Trikots, Eisbox und Medizinkoffer bereitstellen, Winken am Spieltag, Führung von Spielergesprächen und Erstellen der Urlaubsliste der Spieler zur Rundenplanung sind nur ein paar seiner Tätigkeiten. Kümmert sich mit Herzblut um alles ihm Aufgetragene und gibt dabei 110 Prozent, auch wenn ihn die Mannschaft manchmal kurz vor den Herzinfarkt bringt. Ohne ihn wäre ein Spieltag nicht möglich.
Ein gesonderter Dank der SG gilt den Vorständen beider Vereine, Kai Horle (Leitung des Mannschaftsrats), Christian Birn und Carlo Favorite (beide Torwarttrainer), Christopher Göttmann und Stefan Trautmann (beide Physiotherapeuten), den Spielern der zweiten Mannschaft und natürlich all den treuen Fans, die sowohl zu Hause als auch auswärts immer sehr zahlreich unterstützen.
Quelle: DiesbachMedien GmbH / Odenwälder Zeitung Link: https://www.wnoz.de/sport/odenwald/die-sg-hammelbachscharbach-ist-eine-verschworene-gemeinschaft-681662.html